Alcoholic Faith Mission – Ask Me This (PonyMan, 24.2.)

Die neue Lieblingsband kommt aus Dänemark! Für alle, denen Arcade Fire zu groß, Bon Iver zu kitschig oder Stereolab nicht kennen! Alcoholic Faith Mission treten mit ihrem vierten Album „Ask Me This“ die Tür zum Alternative Olymp ein. Live sind sie schon lange eine Sensation, auf Platte spielen die Dänen nach eher drögen Vorversuchen dank Produzent Tom McFall (R.E.M., Weezer, Stars ) endlich ganz groß auf. Der Sound aus einem Guss, darin Stoff für weitere vier Alben, konzentriert auf 40 Minuten! Meisterlich!

On Spotify: Alcoholic Faith Mission – Ask Me This

Jack White – Blunderbuss (Third Man/XL Recordings, 20.4.)

Er spielt seit Jahren in gefühlten 20 verschiedenen Bands und Projekten. Im Alter von 36 Jahren besinnt sich Jack White nun auf eine Sammlung von Songs, die er aus seiner tiefsten persönlichsten Schublade zieht. Nach dem verkündeten Ende der The White Stripes im letzten Jahr konzentrierte sich der Mann, der aus einem rostigen Draht und einem morschen Brett eine Gitarre basteln kann, mal nur auf sich selbst. „Blunderbuss“ (Donnerbüchse) heißt sein erstes Solowerk, das klingt, als stammen die Songs direkt aus der Seele des Schwarzen Geiers, der White auf dem Cover des Albums auf der Schulter sitzt

Vadoinmessico – „Archaeology Of The Future“ (PIAS, 23.3.)

In London hat sich eine neue Patchwork Band mit dem Namen Vadoinmessico formiert. So bunt und vielschichtig die Musik auf ihrem Debut-Album „Archaeology Of The Future“ so international sind sie auch besetzt: Italien, Mexiko, Österreich und ein Brite. Als hätten sich die Jungs zufällig auf einem Interrailtrip im Zugabteil kennen gelernt und über Alternative, Weltmusik, Vampire Weekend und Animal Collective sinniert und daraus gleich im Wartesaal der Londoner Waterloo Station die Instrumente ausgepackt, um locker ihre eigene Version davon einzuspielen. So steht auf den tollen Songs das Banjo im Mittelpunkt was ungemein lässig und entspannt daher kommt. Für die internationale Karriere muss jetzt aber dringend ein Flugzeug her, da ihre Musik auch als perfekter Soundtrack für einen hippen Karibikurlaub passen würde.

On Spotify: Vadoinmessico – Archaeology of the Future

Grinderman 2 RMX (Mute, 23.3.)

Was passiert wenn man etwas vor Dreck triefend und stinkendes noch einmal so richtig durch den Dreck zieht, kann man auf dem Remixalbum von Nick Caves Bluesrock-Projekt Grinderman „2 RMX“ hören. Die gewöhnungsbedürftigen Versionen stammen von Alternative-Größen wie Matt Berninger, Sänger von The National, Josh Homme von Queens Of The Stone Age, Faris Badwan von The Horrors, Robert Fripp oder Yeah Yeah Yeahs-Gitarrist Nick Zinner. Jeder folgt dabei den Regeln: Macht doch was ihr wollt; lehnt euch so weit aus dem Fenster bis ihr raus fallt; wenn ihr wollt, kackt einfach drauf! Kein Remix auf dem Album ist auch nur annähernd Dancefloor tauglich.

On Spotify:  Grinderman – Grinderman 2 RMX

Timid Tiger – The Streets Are Black (Papercup Rec. 30.3.)

Da die Natur in unseren Breitengraden keinen Frühling oder Herbst mehr kennt, schalten wir doch am Besten sofort auf Sommer. Ein toller Soundtrack für die nächsten warmen Monate stammt von der Kölner Kapelle Timid Tiger, die auf „The Streets Are Black“ herrlich entspannten Pop zelebrieren. Die Koordinaten der Band wurden zuletzt durch Umbesetzungen, die Abkehr vom Major und die Gründung des eigenen Labels positiv durchgeschüttelt, so dass das neue Album für die Jungs wie ein Neuanfang oder gar ein Debut klingen soll. Recht so! Das Werk ist für deutsche Verhältnisse ziemlich selbstbewusst und hat internationalen Flair. Die programmatische sommerliche Lässigkeit macht auf jeden Fall Spaß, anstrengend wirkt nur die teils angewandte Formel: Sprechgesang in der Strophe, dann hymnischer melodiöser Refrain.

On Spotify: Timid Tiger

Tindersticks – The Something Rain (Cityslang, 24.2.)

Maßanzüge tragen viele Bands, aber nur wenige danken ihrem Schneider in den Credits. Die Tindersticks wollten sich in ihren Maßanzügen auf der Bühne und im Studio einfach wohlfühlen. Mit dem neuen Album The Something Rain (Cityslang) geht nun diese Rechnung zum wiederholten Mal auf… handgemachte Musik, die maßgerecht sitzt. Ein wahrhafter Sound, der mehr Lounge und Ambientmomente bietet, als elektronisches Gefrickel am Computer je zulassen könnte. Im Mittelpunkt jedes Tindersticks Songs stehen grandios erzählte Geschichten. Der Gesang von Tindersticks Sänger und Songwriter Stuart A. Staples ist geschaffen für eine Ewigkeit im Pop, direkt aufzubewahren neben den Stimmbändern von Nick Cave oder Tom Waits.

On Spotify: Tindersticks – The Something Rain

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Grimes – Visions (4AD, 9.3.)

Jedes Jahr die gleiche Spannung. Welches tolle Album zaubert das Label 4AD als Erstes aus dem Hut. 2011 gab es wunderbare Platten von Bon Iver, den Tune-Yards oder St.Vincent. Das erste Highlight 2012 stammt von der Kanadierin Claire Boucher. Unter dem Namen Grimes veröffentlicht die in Montreal lebende Künstlerin mit Visions ihr 4AD-Debüt. Die New York Times vergleicht Grimes mit Björk, Enya, Daft Punk, Donna Summer, Mariah Carey, Eurythmics, Nicki Minaj, Toni Basil, Zola Jesus und the Smiths. Ihr Album bietet wirklich diesen unglaublich sensationellen Mix aus musikalischen Einflüssen, den die 23jährige Grimes selbst als „Post-Internet“ bezeichnet. Das Werk strahlt voller verrückter Ideen und Zitaten. Als Sängerin überzeugt Grimes mit einer Bandbreite zwischen tiefer Geisterstimme bis hin zu überdrehten Gequietsche. Musikalisch verbindet das Album eine Menge cooler Spielarten : Punk-Attitüde, die sich rotzig mit Popästhetik vermischt. Claire Boucher ist die Hipster-Antithese zu Lana del Ray. Musik, einfach aus dem Bauch heraus: ungeplanter, lebendiger, schneller und wahrhaftiger.

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The Magnetic Fields – Love At The Bottom of The Sea (Domino, 2.3.)

Für das zehnte Album von The Magnetic Fields gibt es diesmal keinen großen Aufhänger. Was ja schon Einiges bedeutet, wenn man mal das 1999 erschienene auf drei! CDs ausgeweitete Werk mit stolzen „69 Lovesongs“ als ein Mega-Mega-Konzept versteht. Auf Love At The Bottom of The Sea (Domino) geht es wenigstens musikalisch um eine Rückkehr. Nachdem auf den letzten Platten alles Synthetische verdammt wurde, heißt es nun mal wieder zurück zu den elektronischen Anfangstagen der Fields in den 90ern. Dabei hat Mastermind Stephin Merritt in seinem Keller nach alten, verdammt fiesen pfiepsenden, beschwipsenden Keyboards gekramt. Und das bringt dann auch ne Menge Spaß, wenn es in den zuckersüßen Songarrangements ungemütlich im Hintergrund krächzt und der aufkeimende Magnetic-Kitsch mit Antimaterie neutralisiert wird. Keiner der 15 neuen Songs ist länger als 2 Minuten 39; Nichts ist länger als nötig.

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Talking Pets – Cities (Redwinetunes, 24.2.)

Die Talking Pets aus München baden in Zucker. Lange hat keine deutsche Indieband so unverschämt süße Popsongs aus den Kochbüchern der 60er gebacken. Auf ihrem zweiten Album „Cities“ ist alles bunt und sonnendurchflutet. Hier duftet alles nach Blumen, Kinder in Latzhosen spielen und die Bauern bringen ihre goldenen Heuwagen in die Scheunen. Harmonien als Wald und Wiesen, Melodien als kleine Bächlein aus Milch und Honig. Ein Indieschlaraffenland jenseits der Kitschgrenze!

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